Montag, 2. November 2009

Iranische Erdöl-Börse eröffnet – ein Schlag gegen den Dollar?

ich möchte heute mal, völlig unkommentiert, denn mehr gibt es nicht zu sagen, den kommentar zur iranischen oelbörse von herrn vaupel einstellen:

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Iranische Erdöl-Börse eröffnet – ein Schlag gegen den Dollar?
von Michael Vaupel

Liebe Leserin, lieber Leser,


*** Zu Wochenbeginn ein „scheinbarer Knaller":

Der Iran hat gerade den Start einer eigenen Öl-Börse auf der iranischen Insel Kish vermeldet. Noch nicht groß in den Medien - Traders Daily-Leser(innen) wissen mehr, hier also nun meine Einschätzung. Wirklich ein Knaller?

Iranische Erdölbörse? Erdöl-Handel ohne Dollar? Damit der Todesstoß für diese Weltwährung? (Der Iran besitzt die zweitgrößten nachgewiesenen Erdölreserven der Welt.)

*** Das Thema „iranische Erdölbörse" habe ich intensiv verfolgt. Schon vor einem Jahr wurde der „Start" dieser Börse vermeldet, was damals verfrüht war. Ich flog damals hin, um mir die Sache vor Ort anzuschauen. Meine Einschätzung von damals gilt unverändert auch noch heute.

Im Folgenden meine Aufzeichnungen dazu vom letzten Jahr:

*** Seit einiger Zeit verfolge ich die Meldungen der iranischen Nachrichten-Agentur, um über Neuigkeiten in Bezug auf dieses Thema auf dem Laufenden zu sein. Und dann wurde auch tatsächlich dort vermeldet: Iranische Erdölbörse eröffnet!

Spannend, spannend! Als ich das las, dachte ich mir (sinngemäß): „Mensch Vaupel, alte Hupe, jetzt, wo Du keine sozialen Bindungen mehr hast und körperlich noch nicht völlig verfallen bist - schaust Du Dir das mal vor Ort an!"

Gedacht, getan. An einem frühherbstlichen Morgen flog ich nach Teheran (umweltbewusst fliegen mit www.atmosfair.de)...

...und von dort aus - mit 6 Stunden Verspätung - weiter auf eine iranische Insel im Persischen Golf - dem Sitz der neuen Erdölbörse. Die Wartezeit vertrieb ich mir Erkenntnis bringend mit mitgebrachter Lektüre (3 Dinge: Koran, hatte da aber leider eine 180 Jahre Übersetzung in veraltetem Deutsch erwischt, ein Buch über die Schiiten und ein Roman von Mrquez).

Auf der Insel der Erdölbörse wurde ich von 37 Grad Celsius und einer extrem hohen Luftfeuchtigkeit empfangen - Bangkok ist dazu im Vergleich ein alpiner Luftkurort. Binnen Sekunden klebte mir das Hemd am Körper. Und das im Ramadan: Von ca. 5 Uhr morgens bis ca. 20 Uhr abends hatten Cafs und Restaurants geschlossen, kein Verkauf von Getränken und Speisen.

Ihr Autor zeigte vollen Einsatz und begann die Recherche. Ich kam, sah und sprach. Mit Vertretern von Banken und Regierung. Und machte mir mein eigenes Bild.

Hier meine Einschätzung der neuen iranischen Erdölbörse:

Die ist KEIN großer Wurf!

Und zwar alleine schon aus diesem zentralen Grund: Dort wird in Rial, der iranischen Währung gehandelt. Und eben NICHT in Euro.

Es droht damit kein Schlag gegen den Dollar, und auch keine durch diese Börse spürbare Veränderung beim Ölpreis. Für uns als Investoren ist diese iranische Erdölbörse damit völlig uninteressant.

Warum wird nun doch nicht in Euro gehandelt, wie vorher von der iranischen Führung laut (über Nachrichtenagentur) angedacht?

Tja, offiziell wollte mir da natürlich niemand Gründe nennen.

Meine Einschätzung: Die großen Käufer von iranischem Erdöl haben gar kein Interesse daran, ihre Euro loszuwerden. Sie sitzen nämlich auf riesigen Dollar-Reserven, und bezahlen viel lieber damit.

Das gilt in erster Linie für Japan (kauft aus dem Iran) und natürlich China.

Beide Staaten erzielen im Handel mit den USA einen großen Handelsbilanz-Überschuss, dementsprechend fließen Milliarden Dollar in diese Länder. China hat dadurch mittlerweile bekanntlich mehr als 1.000 Milliarden Dollar (inzwischen über 2.000 Milliarden) angehäuft - was für ein Staats-Schatz!

Klar, dass diese Staaten lieber ihre Dollar „loswerden" als den Euro.

Und wenn die iranische Erdölbörse in Rial verkauft, dann wird wohl vorher einfach der Dollar gegen den Rial eingetauscht.

Wenn die Iraner strikt Euro gefordert hätten, wären die großen Käufer wohl an andere Erdölbörsen „abgewandert", sind ja direkt um die Ecke (Kuwait, Saudi Arabien,...).

Also, mein Fazit ist dieses: Das Thema „iranische Erdölbörse" können wir ad acta legen. Diese gibt es jetzt zwar, aber sie ist kein „großer Wurf" geworden, sondern dürfte eher ein Mauerblümchen-Dasein im Rang einer eher unbedeutenden Lokalbörse führen.

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