Dienstag, 8. September 2009

China, Hedges und die CFTC

heute möchte ich mich mal einem thema widmen, welches von der logik her eigentlich ganz einfach zu begreifen ist und ich mich jedoch auf grund vieler meldungen der letzten tage, öfters an den kopf gefasst habe, über aussagen und kommentare von so manchem "experten".


wie gewohnt in meiner umgangssprachlichen sprache, ohne viele schnörkel und fachchinesisch.

aprospros chinesisch:
da sind wir gleich beim auslöser.


2 dinge wurden in den letzten tage an wichtigen infos dazu verlautbart:

1. die aufsichtsgebörde für den terminhandel in den usa, die CFTC, zieht die regularien an. dies soll den spekulanten den garaus machen, oder diese zumindestens eindämmen.

2. china hat seinen fonds die option ggb. ihre rohstoffderivate, welche sie mit westbanken eingegangen sind, nach eigenem ermessen nicht bedienen zu müssen, sprich ihre "versicherungsprämien" nicht mehr zu begleichen.


um was geht es nun aber genau ?

zu 1.
weiter oben habe ich erklärt das an den rohstoffmärkten, ich beziehe mich immer speziell auf oel, die anleger in 3 klassen unterteilt werden.
dort sind als grösster und mächtigster faktor immer die Commercials zu nennen.
zu den commercials zählen grosse verbraucher und produzenten, wie zb oelgesellschaften, - verarbeiter, fluglinien sowie banken.

was die CFTC jetzt umsetzt ist "lediglich" das die banken nicht mehr im grossen commercial-feld untergehen, sondern seperat ausgewiesen werden müssen.
d.h. man kann künftig trennen ob AA oder JPM eine short/long position eingeht.

in dem moment ist also wirklich für transparenz gesorgt.


zu 2.
zu diesen meldungen wurde dann berichtet und kommentiert, das dies zu einem einbrechen des oelpreises führen würde, da den westbanken der counterpart "wegbricht" und den westbanken ihre ganzen derivate um die ohren fliegen.
ich halte dies für ausgemachten unfug, u.a. deswegen da JPM/GS und kollegen ihre verluste die dadurch entstehen könnten, über AIG versichert haben und damit der us-steuerzahler im zweifel für die swapverluste aufkommt.


zur funktion der absicherung.
es war schon immer normal das marktteilnehmer (commercials), nur von denen möchte ich sprechen, da sie marktbestimmend sind und die beiden anderen gruppen immer nur mitlaufen, sich an börsen absichern mit terminkontrakten.
dies war auch der grund warum ursprünglich einmal diese termingeschäfte geschaffen wurden.

oelfirmen zb gehen short (setzen in papier also auf sinkende preise) um ihr kerngeschäft zu hedgen (absichern).
d.h. sinkt der oelpreis erwirtschaften sie mit ihrer eigenen produktion nicht mehr soviel gewinn, welches zum teil durch die gewinne mit den short kontrakten ausgeglichen wird.

fluggesellschaften zb gehen long, da ein steigender oelpreis ihr kerngeschäft belasten würde und sie dies mit terminhedges zum teil ausgleichen können.

alles völlig normale vorgänge, was rein gar nichts mit spekulation im eigentlichen sinne zu tun hat.


so können sie als goldanleger zb sagen, sie wollen ihre physischen bestände zum teil hedgen, in dem sie shortzertifikate kaufen, was ihnen die möglichkeit gibt bei einem zwischenzeitlich fallenden goldpreis papiergewinne einzufahren. (welche sie ggf. wieder wechseln können, wenn er wieder steigt)


und jetzt sind dort die banken, die oelpositionen halten (short oder long).
die banken wollen in der regel die soße nicht in den vorgarten gekippt bekommen, sind also nicht an physischer lieferung interessiert.
sie spekulieren. (die ein oder andere hat auch den ein oder anderen tanker, aber dies ist hierbei nebensächlich)

derzeit sind die banken 9 zu 1 long in oel.
d.h. sie gehen mit einer überwältigenden mehrheit von einem steigenden oelpreis aus.

es gibt eine binsenweisheit, die da lautet:
am ende haben die commercials immer recht !
denn es ist ihr markt.

wie wir oben gesehen haben, ist ein grosser teil der commercials vorallem im terminmarkt um sich im kerngeschäft abzusichern.
diesen teil der commercials kann der kleine und grosse investor getrost ignorieren.
entscheident ist lediglich wie sich die banken aufstellen.
und die betreiben entweder reine spekulation in die eine oder andere richtung, oder aber sie hedgen zb ihre papierbestände, zb weil sie aus dem USD raus, rein in rohstoffe gehen (wenn auch nur auf dem papier).


frank meyer (frankmeyer.tv) hat in seinem blog kürzlich mal zum thema geschrieben: "sind sie investiert?" und viele derzeit sagen, "nein sie wären nicht investiert" .... was jedoch völliger unsinn ist, denn sie sind IMMER investiert.
wenn nicht in aktien, rohstoffen, immos oder gold, dann sind sie investiert in USD, Euro oder CHF.

merken sie sich diesen satz !!!


die frage ist nur, welche anlageklasse sie jeweils als werthaltiger ansehen und wem sie grösseres wertsteigerungspotential zutrauen.
(das kann zb auch ein halber container spanischer rotwein sein, den man günstig für USD schießen kann - so uns vor 2 monaten hier "über den weg gelaufen")


und wenn jetzt diejenigen, die sich am besten mit den geldschwemmen und der inflationsgefahr auskennen (weil sie an der quelle sitzen) 9 zu 1 long in oel sind, dann spricht das für mich eine eindeutige sprache.

oel ist ein fiat-hedge, mit fundamentaldaten und verbrauch hat dies nur am rande zu tun.


gruss
IT